In nicht allzu ferner Vergangenheit war Energiesparen für die meisten Menschen kein allzu wichtiges Thema: Ob Treibstoff für das Auto oder Heizenergie für daheim, alles war ohne erkennbares Limit zu überschaubaren Kosten verfügbar. Mittlerweile hat sich das Blatt deutlich gewendet, denn auf dem Weg zur Klimaneutralität des Landes ist eine drastische Reduzierung des Pro-Kopf-Energieverbrauchs unabdingbar. Viele technische Voraussetzungen dafür sind bereits gegeben, etwa in Form von effizienten Heizsystemen und einer adäquaten Wärmedämmung. Beides verbessert nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern spart bares Geld. Das kann sich auch beim Kauf oder Verkauf einer Immobilie bemerkbar machen.
Energieeffizientes Wohnen ist ein vergleichsweise junges Konzept
„Hauptsache winddicht und beheizbar.“ So oder zumindest sehr ähnlich lautete noch in den 1980er-Jahren die Devise, wenn es um neue Wohngebäude ging. Das Resultat spiegelt sich nun auf dem Immobilienmarkt wider: Energetisch unsanierte Häuser erweisen sich im ländlichen Raum häufig als unverkäuflich und in den Metropolen spielt der Grundstückswert eine deutlich wichtigere Rolle als der darauf stehende Altbau. Da kann es rechnerisch am sinnvollsten sein, das Haus abzureißen und gegen einen energieeffizienten Neubau zu ersetzen. Und zwar auch dann, wenn das bisherige Gebäude erst vor wenigen Jahrzehnten gebaut wurde.
Der Unterschied wird in dieser Beispielrechnung deutlich:
- Ein zeitgemäßes Effizienzhaus 55 darf nur 55% des Primärenergiebedarfs eines vergleichbaren Neubaus nach EnEV 2016 aufweisen. Das entspricht einem maximalen Heizwärmebedarf von 35 kWh pro Quadratmeter Nutzfläche und Jahr.
- Häuser der Energieeffizienzklasse H, die dem Standard vieler Gebäude aus den 1980er Jahren entsprechen, verursachen Heizkosten von fast 7.000 Euro pro Jahr (bei einem Gaspreis von 14,8 Cent/kWh).
Im Vergleich dazu betragen die jährlichen Heizkosten für ein Effizienzhaus 55 nur rund 799 Euro – das sind ca. 10% der Kosten eines Hauses der Klasse H. Die jährliche Ersparnis bei den Heizkosten im Effizienzhaus 55 liegt in dieser Rechnung als bei 6.201 €.
Ein Thema für Stadt und Land
In großen Städten wie Hamburg, Frankfurt oder München herrscht ein teilweise dramatischer Mangel an Wohnraum. Da die meisten Menschen nicht unbegrenzt viel Geld für ihre Wohnkosten zur Verfügung haben, geben sich Mieter häufig mit faulen Kompromissen zufrieden. Anders verhält es sich, wenn man Immobilien verkaufen möchte: Die Frage nach dem energetischen Zustand (also der Blick auf den Energieausweis) wird meistens schon bei der Besichtigung gestellt und kann sich gravierend auf den Verkaufspreis auswirken. Und zwar ausdrücklich auch in Großstädten wie München mit ihren teils extrem hohen Quadratmeterpreisen. Denn wer einen Altbau erst aufwändig sanieren oder gar abreißen und ersetzen muss, kann den Wohnraum in der Zwischenzeit nicht nutzen oder vermieten. Das bestätigen auch Branchenkenner wie KWAG.
Noch deutlicher zeigen sich die Unterschiede in Dörfern und Kleinstädten. Für energetisch unsanierte Altbauten gibt es vielerorts überhaupt keine Nachfrage, während zeitgemäß renovierte Häuser meistens nicht lange leer stehen. Der Zustand der bestehenden Gebäude kann in Landgemeinden also maßgeblich darüber mitentscheiden, ob junge Familien hier eine Zukunft sehen oder abwandern. Aktuelle Zahlen aus einer Umfrage der KfW bestätigen, dass Energiesparen keineswegs nur ein neumodischer Hype unter den Großstädtern ist: Auf dem Land ist die Energieinfrastruktur heute im Durchschnitt besser aufgestellt als in den Metropolen. In Dörfern und Kleinstädten haben sich bereits 50 % der Haushalte für eine oder mehrere „Energiewende-Technologien“ wie
- Photovoltaik,
- Kraft-Wärmekopplung,
- Wärmepumpen
- Oder Holzpelleizungen
entschieden – und weitere 6 % wollen sehr zeitnah folgen.
Was heute schon möglich ist, zeigt der Rhein-Hunsrück-Kreis, der auf nachhaltigen Wegen einen satten Energieüberschuss erzielt.
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